|
Die 10. Tagung der Hermann-Schroeder-Gesellschaft fand am 17./18. September 2005 in Trier statt. Im Zentrum stand der 4. Internationale Orgelwettbewerb um den Hermann-Schroeder-Preis, bei dem im Finalkonzert am Samstagabend drei junge Organisten mit Werken von Schroeder, Glasunow, Karg-Elert und Dupré an der Domorgel ihr Können unter Beweis stellten. Wegen des hohen Niveaus wurden erstmals zwei erste Preise vergeben: an Lenka Fehl-Gajdosova (Tschechien) und Adam Lenart (Polen). Der 2. Preis ging an Miklós Albert (Ungarn). Die Jury bestand aus Prof. Clemens Ganz, Köln (Vorsitz), Prof. Anne Froidebise (Liège), Prof. Johanns Geffert (Köln), Domorganist Josef Still (Trier) und Prof. Alain Wirth (Luxemburg).
In der Mitgliederversammlung am Samstag blickte Prof. Peter Becker auf das Schroeder-Jahr 2004 zurück, das anlässlich des 100.Geburtstages mit zahlreichen Konzerten, Vorträgen und Publikationen eine nachhaltige Wirkung erzielte und neue Impulse für die Auseinandersetzung mit dem Werk Hermann Schroeders gab. Auf Vorschlag des Vorstandes und mit großer Zustimmung der Mitgliederversammlung wurden zwei Personen mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet: Ferdinand Henkemeyer, der die Arbeit der Gesellschaft seit 1994 als 2. Vorsitzender wesentlich geprägt hat und in dessen Haus die erste Vorbesprechung zur Gründung der Gesellschaft stattfand. Prof. Tiny Wirtz erhielt die Ehrenmitgliedschaft für ihre Verdienste um die Interpretation der Klaviermusik Hermann Schroeders. Die Hermann-Schroeder-Gesellschaft hat eine CD mit Klavier- und Kammermusik von Hermann Schroeder herausgegeben, die drei von Tiny Wirtz uraufgeführte Werke enthält: die Sonate a-Moll für Klavier (1946), das 3. Klaviertrio op. 43 (1967), außerdem das Konzert für Klavier und Orchester op. 35 (1955/56) mit Hermann Schroeder als Dirigent, was der Aufnahme zusätzlich Authentizität und dokumentarischen Wert verleiht.
Vor der Mitgliederversammlung referierte Prof. Dr. Wilhelm Schepping über die Volksliedvertonungen von Hermann Schroeder. Er machte deutlich, dass dem Volkslied in Schroeders Schaffen ein besonderer Stellenwert zukommt, was schon rein quantitativ durch die Zahl der Sätze (über 300 Werke) und die Vielfalt der Besetzungen deutlich wird: gemischter Chor, Männerchor, Frauen- und Kinderchor (mit und ohne Instrumente), Klavier solo und vierhändig, verschiedene kammermusikalische Besetzungen, Bläserensemble, Orchester). Wesentliche Impulse erhielt Schroeder von der "Jugendbewegung" und den damals weit verbreiteten Liederbüchern "Der Zupfgeigenhansel" und "Tandaradei". Sein besonderes Anliegen war, das Volkslied durch anspruchsvolle und kontrapunktische Satztechniken in den Rang eines Kunstwerks zu heben. Schepping verdeutlichte dies am Beispiel des Chorsatzes "Jetzt gang i ans Brünnele": Der als Strophenlied angelegte Chorsatz geht mit seiner differenzierten Satztechnik und reichhaltigen Harmonik ausgesprochen intensiv auf den Text ein, Wort und Ton bilden eine künstlerische Einheit.
Das kulturelle Rahmenprogramm stand ganz im Zeichen der römischen Antike: Am Sonntagmorgen wurde das älteste und größte römischen Fußbodenmosaik nördlich der Alpen besichtigt: In einer ehemaligen Villa in Nennig (2. Jh. n.Chr.) sahen wir u. a. die älteste erhaltene Darstellung einer Orgel, eine sinnfällige Ergänzung im Kontext des Orgelwettbewerbs. Anschließend führte die Busfahrt ins liebevoll restaurierte römische Landgut "Villa Borg" und zum Abschluss gab es in der "Taverne" ein römisches Mahl nach originalen Rezepten. (Rainer Mohrs)
|
|