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8. HSG-Tagung 2003 in Trier

Den 100. Geburtstag im Blick

Orgelwettbewerb und Tagung der Hermann-Schroeder-Gesellschaft in Trier
Musik des Komponisten Hermann Schroeder (1904-1984) stand im Mittelpunkt der 8. Tagung der Schroeder-Gesellschaft am 27./28. September 2003 in Trier. An der Klais-Orgel des Domes fand der 3. Internationale Orgelwettbewerb um den Hermann-Schroeder-Preis statt, in Zusammenarbeit mit dem "Kultursommer Rheinland-Pfalz" und dem Festival "Mosel-Festwochen". Eine international besetzte Jury mit Prof. Clemens Ganz (Köln, Jury-Vorsitz), Prof. Anne Froidebise (Lüttich), Prof. Johannes Geffert (Köln), Domorganist Josef Still (Trier) und Kathedralorganist Carlo Hommel (Luxemburg) hörte als Pflichtstücke neben einem frei wählbaren Satz aus einer Bach´schen Triosonate die "Variationen und Finale über ein altflämisches Lied" op. 20 von Flor Peeters, ein Stück, das Schroeder 1938 selbst als Domorganist in Trier gespielt hat. Nach einem spannenden Finalkonzert wurde in diesem Jahr erstmals kein erster Preis vergeben: der 2. Preis ging an den 22jährigen Johannes Trümpler aus Bous/Saarland, der 3. Preis an Michael Schneider (Malmedy). Einen Förderpreis erhielt Jean-Luc Thellin (Belgien). Der alle zwei Jahre stattfindende Schroeder-Wettbewerb wird im September 2005 voraussichtlich wieder in der Abtei Himmerod/Eifel stattfinden.

Selten gespielte Werke
Dass Schroeder nicht nur Orgel- und Kirchenmusik schrieb, sondern auch ein umfangreiches kammermusikalisches Werk (u.a. Sonaten für fast alle Streich- und Blasinstrumente, Streichtrios- und quartette, Klaviertrios, Bläserquintette usw.) und interessante weltliche Chormusik hinterließ, ist wenig bekannt. Im Mittelpunkt der Tagung stand daher ein Konzert mit "Chor- und Kammermusik von Schumann bis Schroeder" mit dem klanglich hervorragend disponierten "Madrigalchor Klaus Fischbach". Die Gegenüberstellung textgleicher Vertonungen von Brahms, Schumann, Franz, Rheinberger, Distler und Schroeder (u.a. nach Texten von Mörike und Rilke) ließ überraschende Querverbindungen und neue Facetten im Schaffen Schroeders aufleuchten, das seine Wurzeln auch in der Romantik hat und Einflüsse von Brahms und Reger verarbeitet. Im instrumentalen Teil erklangen Werke dreier Kölner Komponisten, die als Kollegen an der Musikhochschule lehrten: von Heinrich Lemacher (1891-1966) die Sonate für Cello und Klavier (1940/41), von seinen beiden Schülern Bernd Alois Zimmermann (1891-1966) und Schroeder ein "Capriccio" über Volkslied-Themen (1946) bzw. die Sonate für Cello und Klavier (1974). Da die beiden Kölner Interpreten Thomas Blees (Cello) und Prof. Tiny Wirtz (sie hat mehrere Werke von Zimmermann und Schroeder uraufgeführt) die Komponisten noch persönlich kannten, entstanden Interpretationen von großer Authentizität.
In der Barockkirche St. Paulin erklang am Sonntag Schroeders "Pauliner Orgelmesse", interpretiert vom Vokalensemble St. Paulin unter der Leitung von Regionalkantor Joachim Reidenbach und Michael Meyer, Orgel. Der Komponist selbst hatte die Messe 1946 in genau dieser Kirche uraufgeführt, wo er einige Monate als Organist und Chorleiter wirkte, bevor er als Professor an die Kölner Musikhochschule ging. Die "Pauliner Orgelmesse" ist das erste nach dem 2. Weltkrieg geschriebene Werk Schroeders und sein Dankgebet nach der Beendigung dieser schreckensvollen Zeit. Interessant ist vor allem der transparente Orgelpart, der selbständige konzertante Aufgaben erfüllt und den formalen Aufbau der Messe unterstreicht.

100. Geburtstag 2004
Der Vorsitzende der Schroeder-Gesellschaft, Prof. Peter Becker (Hannover), berichtete über die Planungen zum 100. Geburtstag Schroeders am 26. März 2004. Im Kontakt mit zahlreichen Interpreten und Ensembles sollen Aufführungen und CD-Einspielungen angeregt werden. Ein besonderes Anliegen ist die Aufführung unbekannterer Werke: das "Magnificat" und das "Te Deum" für Chor und Bläser (oder Orgel), die großen Motetten und Messen, das Orgelkonzert oder Werke für Orgel plus verschiedene Instrumente (u.a. für Violine, Cello, Flöte, Oboe, Trompete, Posaune, Cembalo oder Sologesang). Ein neues Verzeichnis der Orgelwerke und der Chorwerke Schroeders ist erschienen und kann kostenlos angefordert werden. Die Gesellschaft erarbeitet ein Gesamtprogramm aller Konzerte 2004 und bittet alle Interpreten deshalb sehr herzlich, Aufführungen von Werken Schroeders an die Geschäftsstelle zu melden.
Ein "Interpretationskurs zur Orgelmusik Schroeders" wird in Zusammenarbeit mit der "Gesellschaft der Orgelfreunde" am 24. April 2004 in der Hochschule für Kirchenmusik Regensburg angeboten, Kursleiter ist der frühere Kölner Domorganist und langjähriger Hochschulkollege Schroeders, Prof. Clemens Ganz. Am 5. Juni um 19 Uhr gestaltet der Aachener Domchor (Leitung Berthold Botzet) einen Gedenkgottesdienst an Schroeders Geburtstort Bernkastel-Kues, am 18. Juni um 20 Uhr erklingt im Kölner Dom Chor- und Orgelmusik von Schroeder (Kölner Domchor, Ltg. Prof. Eberhard Metternich, Prof. Winfried Bönig, Orgel). Eine Tagung mit Referaten zu allen Aspekten des Schroederschen Werkes findet am 19. Juni im Musikwissenschaftlichen Institut Köln statt, veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte.
(erschienen in: Musica sacra 124, 2004)