Orgelwettbewerb
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9. Wettbewerb 2021

26 junge Organistinnen und Organisten aus 8 Ländern haben am 9. Internationalen Orgelwettbewerb um den Hermann-Schroeder-Preis teilgenommen. Veranstalter waren das "Mosel-Musikfestival", die "Internationalen Orgelfestwochen im Kultursommer Rheinland-Pfalz" und die Hermann-Schroeder-Gesellschaft e.V. Der Wettbewerb gliederte sich in einen 1. Durchgang (Video-Einsendung), einen 2. Durchgang im Kloster Himmerod (Eifel) und das Finalkonzert in der Konstantinbasilika Trier.



1. Preis: Jakub Kapala (Polen, rechts)
2. Preis: Hyelin Lee (Korea, Mitte)
3. Preis: Hagen Heinicke (Deutschland, links)
Förderpreis: Thibaut Fajoles (Paris)
Publikumspreis: Hagen Heinicke

Video-Sonderpreise für die beste Interpretation von Hermann Schroeders "Sechs Orgelchoräle" op. 11:
Elizaveta Borodaeva (Moskau)
Hagen Heinicke (Herford)
Jakub Kapała (Tarnow/Polen)
Aaron Triebler (Hannover)


Wegen der Corona-Pandemie musste der Orgelwettbewerb 2020 um ein Jahr verschoben werden. 2021 konnte er dann unter geänderten Bedingungen stattfinden und der 1. Durchgang wurde über die Einsendung von Videos als digitaler Orgelwettbewerb durchgeführt. Was zunächst als Notlösung gedacht war, um die Anwesenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort etwas zu reduzieren, erwies sich als gute Lösung: es entstanden sehr viele schöne Videos zu Hermann Schroeders Orgelzyklus „Sechs Orgelchoräle über altdeutsche geistliche Volkslieder“ op. 11, von denen einige bei YouTube angeschaut werden können. Bei diesem 1. Durchgang wurde laut Ausschreibung verlangt: von J. S. Bach eines der großen Präludien mit Fuge sowie ein frei wählbares Stück der deutschen Romantik.

Foto: Marco Marczynski Die neun Teilnehmer des 2. Durchgangs mit der Jury und den Organisatoren des Schroeder-Orgelwettbewerbs im Kloster Himmerod/Eifel. Von links nach rechts: Jakub Kapa?a, Tamilla Sarimsakova, Prof. Johannes Geffert, Aaron Triebler, Prof. Mareile Krumbholz, Hyelin Lee, Prof. Pascale Rouet, Thibault Fajoles, KMD Martin Bambauer, Narae Ahn, Dr. Karl-Heinz Musseleck (HSG), Hagen Heinicke, Peter Henn (HSG), Johannes Krahl, Jonas Schauer

Beim 2. Durchgang in der Abtei Himmerod/Eifel am 15. September spielten 9 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der viermanualigen Klais-Orgel Werke aus drei verschiedenen Epochen: eine Toccata aus dem Stilbereich des 17. Jahrhunderts, ein frei wählbares Orgelstück von César Franck und ein Werk aus der Orgelliteratur des 19. oder 20. Jahrhunderts. Der 2. Durchgang fand auf einem sehr hohen technischen und musikalischen Niveau statt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sehr gute künstlerische Leistungen, sodass die Auswahl wirklich schwierig war. Hagen Heinicke, Jakub Kapała und Hyelin Lee wurden zum Finale zugelassen, Thibaut Fajoles mit einem Förderpreis ausgezeichnet. In Himmerod wurden außerdem die Video-Sonderpreise an Hagen Heinicke, Jakub Kapała und Aaron Triebler überreicht. Elizaveta Borodaeva konnte leider nicht aus Moskau zum 2. Durchgang nach Himmerod anreisen und auch nicht ihren Videopreis persönlich in Empfang nehmen, da sie kein Visum erhalten hat.

Das Finalkonzert fand am 18. September in der Konstantinbasilika Trier statt. Auf dem Programm stand ein frei gewähltes Orgelwerk von Hermann Schroeder, ansonsten ließ die Ausschreibung bei der Auswahl der Stücke bewusst viel Freiheit mit der allgemeinen Vorgabe „ein frei wählbares Programm, dem Raum und dem Instrument angemessen.“

Foto: Artur Feller Die Preisträger mit Jury (v.l.n.r.): Prof. Johannes Geffert (Köln, Juryvorsitz), Hyelin Lee (Südkorea, 2. Preis), Prof. Pascale Rouet (Frankreich), Hagen Heinicke (Herford, 3. Preis), Prof. Mareile Krumbholz (Köln), Jakub Kapala (Polen, 1. Preis), KMD Martin Bambauer (Trier)

Der 1. Preis in Höhe von 4000€ ging an Jakub Kapala (geb. 1998 in Tarnów/Polen), der seit 2017 an der Musikhochschule in Krakow bei Prof. Dariusz Bąkowski-Kois Orgel studiert (Bachelor 2020) und sich nach einem Erasmus-Auslandssemester in Hamburg nun in Krakow auf die Masterprüfung vorbereitet. Er überzeugte mit einer technisch und musikalisch souveränen Interpretation von Marcel Duprés herrlichen „Variations sur un Noël“ opus 20 und Schroeders Variationen über „Ave regina coelorum“ aus seinem Zyklus „Die Marianischen Antiphonen“.


Foto: Artur Feller

Eine kluge Programmgestaltung, denn beide Zyklen zeigten – bei allen stilistischen Unterschieden – einige Gemeinsamkeiten: in der kontrapunktischen Grundhaltung und in der allmählichen rhythmischen Steigerung der einzelnen Variationen, die bei Dupré und Schroeder gleichermaßen in ein Fugato und einen packenden virtuosen Abschluss münden. Zum Abschluss glänzte Jakub Kapała mit Maurice Duruflés berühmter Toccata aus der Suite opus 5.

Der 2. Preis in Höhe von 2000€ ging an Hyelin Lee (geb. 1995 in Südkorea), die nach dem Orgelstudium an der Universität Seoul (Bachelor) an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Helmut Deutsch 2018–2021 das Masterstudium absolvierte und sich nun auf das Konzertexamen vorbereitet. Hyelin Lee spielte von Schroeder die harmonisch kühne Fantasie e-Moll op. 5b, ein frühes Werk aus dem Jahr 1930, und César Francks „Troisième Chorale“ in a-Moll.


Foto: Artur Feller

Besonders beeindruckend war ihre Interpretation der „Pieces de fantaisie“ von Louis Vierne: virtuos und mit sensiblem Gespür für Farben und Klangmischungen spielte sie seine Toccata op. 53 Nr. 6, zauberhaft lebendig und mit bestechender Virtuosität huschte sie über die Tasten bei dem filigranen, zarten, fast pianistisch empfunden Satz „Naïades“ op. 55 Nr. 4 – eine klangliche und technische Meisterleistung und ein besonderer Höhepunkt des Finalkonzertes.

Den 3. Preis in Höhe von 1000€ gewann Hagen Heinicke (Deutschland). Geboren 1996 in Bad Oeynhausen studiert er an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford bei Prof. Helmut Fleinghaus und Prof. Christoph Grohmann. Er überzeugte mit einer spannenden Interpretation von Schroeders Präludium und Fuge über „Christ lag in Todesbanden“. Virtuos gestaltete er das einleitende Pedalsolo, das Schroeder improvisatorisch aus dem Themenkopf des Chorals (h-ais-h-d-e-d-cis-h) entwickelt. Auch das spätere Fugenthema leitet sich aus diesem Choralthema ab.


Foto: Artur Feller

Stilistisch steht das Präludium noch im Zeichen von Bach und Reger, was Heinicke durch eine transparente und klare Artikulation verdeutlichte. Die anschließende Fuge gestaltete er ungemein packend und stellte das Werk unter einen großen Spannungsboden, der am Schluss in der Kombination des Fugenthemas mit dem in langen Notenwerten vergrößerten Choralthema kulminiert. Ein sehr temperamentvolles Orgelwerk Schroeders, seine erste Orgelkomposition, die dieser 1930 in seinem Orgelexamen an der Kölner Musikhochschule selbst gespielt und in der Prüfung uraufgeführt hat. Sehr originell war Heinickes Interpretation des skurrilen „Scherzos“ aus Alexandre Guilmants Sonate Nr. 3 in c-Moll, und bei Edward Elgars „Allegro maestoso“ zeigte er sehr viel Sinn für zarte Cantilenen und die spezifische Klanglichkeit der englischen Orgelmusik, die sich auf der Eule-Orgel der Basilika sehr gut realisieren ließ. Für sein ausdrucksvolles und sensibles Spiel belohnten ihn die Zuhörer mit der Verleihung des Publikumspreises.

Foto: Artur Feller V.l.n.r.: Dr. Rainer Mohrs (Hermann-Schroeder-Gesellschaft), Johannes Geffert, Hyelin Lee, Pascale Rouet, Hagen Heinicke, Mareile Krumbholz, Jakub Kapala, Martin Bambauer, Tobias Scharfenberger (Moselmusikfestival)

Die international besetzte Jury mit Prof. Johannes Geffert (Köln, Vorsitz), Prof. Pascale Rouet (Charleville-Mézières/Frankreich), Prof. Mareile Krumbholz (Köln) und KMD Martin Bambauer (Trier) war beeindruckt von dem hohen Niveau des gesamten Orgelwettbewerbs und den außerordentlichen Leistungen der drei Finalisten. Der SWR hat das Konzert aufgezeichnet, die Hermann-Schroeder-Gesellschaft wird zum Finale eine Preisträger-CD veröffentlichen. Die Organisation des Wettbewerbs lag in den professionellen Händen von Tobias Scharfenberger und Hannah Esser vom Moselmusikfestival und dem Organisationsteam der Hermann-Schroeder-Gesellschaft mit Peter Henn und Dr. Karl-Heinz Musseleck. Für die Unterstützung des Wettbewerbs in Himmerod geht ein herzlicher Dank an Kirchenrektor Prof. Dr. Reinhold Bohlen und Wolfgang Valerius, Kustos der Himmeroder Orgel. Der nächste Schroeder-Orgelwettbewerb ist für den Herbst 2024 geplant. (Text: Dr. Rainer Mohrs)